Allda Kappelwindeck e.V.-
Im Wandel der Zeit
Die urtümliche Fasenacht hat im Bühler Stadtteil Kappelwindeck eine lange Tradition, denn mündliche Überlieferungen berichten vor fast neunzig Jahren sowohl von närrischen Umzügen als auch von verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen der Wirtschaftsfasenacht. Politische Einwände sorgten aber bereits 1933 für das vorläufige Ende der närrischen Bewegung. Mit diesem Zeitraum ist auch die Namensgebung des Allda eng verbunden. Eine Gruppe Kappler Bürger hatte sich zu einer Stammtischrunde zusammengeschlossen, die Vollzähligkeit wurde mit der Feststellung „All da“, also „alle da“, bestätigt. Als Wahrzeichen einigte man sich auf eine Laterne, die heute noch im altehrwürdigen Gasthaus Traube in Kappelwindeck vorhanden ist.
Der 22. Januar 1950 ist als offizielles Gründungsdatum des Allda Kappelwindeck dokumen- tiert. Dreizehn Kappler Narren hatten im Gasthaus Traube die Wiederaufnahme des närrischen Treibens beschlossen und den Vereinsnamen Allda aus der Vergangenheit übernommen. Wappentier sollte bezeichnenderweise der Esel sein, dem eine historisch enge Verbundenheit zu Kappelwindeck nachgesagt wird. Nach mündlicher Überlieferung soll um etwa 1880 nämlich dem Gemeinderat der damals noch selbstständigen Gemeinde Kappelwindeck ein Festessen aus besonderem Anlass spendiert worden sein. Der Spender, ein Kappler Original, ließ dazu einen Esel schlachten, der vorzüglich zubereitet, den ahnungslosen Volksvertretern aufgetragen wurde. Erst nach dem Mahl wurde dieser Schabernack bekannt, und der Spitzname „Kappler Esel“ war geboren. Nur drei Wochen nach der Gründungsversammlung fand bereits die erste Kappensitzung statt, in deren Verlauf erstmals die Allda-Hymne „In Kappel in der Traube fein“ erklang. Und schon im nächsten Jahr stand der neue Verein vor einer kuriosen Situation, denn wegen der Maul- und Klauenseuche in Kappelwindeck musste die Kappensitzung in einen Saal in einem Bühler Gasthaus verlegt werden.
Der Allda entwickelte sich dann sehr bald zu einem gut geführten, erfolgreichen und in der gesamten Region gern gesehenen Fastnachtsverein. Alt bewährte Kappler Tugenden wie Humor, Scharfzüngigkeit und Schlitzohrigkeit wurden zum Wahrzeichen des Vereins, so dass das närrische Publikum inzwischen über Jahrzehnte hinweg bei Saal- und Straßenfasenacht auf hohem Niveau begeistert werden kann. Mit Strategie und Weitsicht konnten verlässliche interne Strukturen geschaffen werden, die das Erscheinungsbild auch nach außen prägen. So verleihen die 1967 gegründeten Tanzgarden dem Verein immer wieder einen besonderen Rahmen aus Charme, Eleganz und Esprit. Eine ganz außerordentliche Erfolgsgeschichte wurde mit der Gründung der Eselsgruppe im Jahr 1995 geschrieben. Die lang gepflegte Idee, auch Familien mit Kindern an den Verein heranzuführen, konnte somit umgesetzt werden. Mit der Formierung der Cool Drummings, einer Steelband, konnte 2004 zudem auch noch ein akustisches Highlight gesetzt werden. Die Allda-Elfen, eine weitgehend aus Elferratsfrauen bestehende Fußgruppe und die Seniorengruppe vervollständigen heute die Alldafamilie, die inzwischen rund 120 Mitglieder umfasst.
Neben den fastnachtlichen Aktivitäten mit zwei Kappensitzungen, einer Kindersitzung und mehreren Umzügen in der Region bringt sich der Allda immer wieder in das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Kappelwindeck und Bühl ein. Bewirtungen beim Närrischen Markt in Bühl, Stellen des Maibaums, Ausrichtung des Maihocks unter der Kappler Linde, Beteiligungen am Zwetschgenfestumzug in Bühl und Mitgestaltung des Winterlichen Dorfmarkts in Kappelwindeck haben ihren festen Platz im Alldaterminkalender.
Den vorbehaltlosen Großeinsatz aller Abteilungen mit ganzer Kraft und ganzem Herzen fordert das vom Allda im zweijährigen Rhythmus auf der Burg Windeck ausgerichtete Burgfest. Das 1992 erstmals durchgeführte mittelalterliche Spectaculum mit einem außerordentlich eindrucksvollen Ambiente lockt immer wieder Tausende von Besuchern aus dem gesamten südwestdeutschen Raum auf die Bühler Hausburg. Intakte Beziehungen zu den Vereinen im Ort und zu Fastnachtsvereinen in der Umgebung, vor allem zur Bühler Narrhalla, zum elsässischen Lichtenberg und zu den Otterschwierer Leimewängscht, bestätigen die Verwurzelung des Kappelwindecker Allda in der Region.
Eine im Jahr 2006 beschlossene Satzungsänderung soll den sich ändernden Rahmenbedingungen unserer Gesellschaft entsprechen, dem Wettlauf mit dem neuen Zeitgeist standhalten und zugleich die Tradition und Erfolge der Vergangenheit bewahren.
Bühl, 2. Juli 2010 Karl Maur, Schriftführer